Fantasy ist ein Genre, das ich sehr gerne mag, aber an Sci-Fi habe ich mich bisher eher weniger rangetraut. Als wir uns im Juni für Nnedi Okorafor als Autor*innen-Feature entschieden haben, sah ich die Zeit gekommen endlich mal einen Science-Fiction Roman zu lesen und hab mich für Binti entschieden. Wie es mir gefallen hat und ob ich dem Genre treu bleibe, erzähl ich dir hier im Beitrag.
Nnedi Okorafor ist US-Amerikanerin. Ihre Eltern sind Angehörige der Igbo aus Nigeria und wegen des Biafra-Konflikts in die USA geflohen. Die Autor*in begann ihre Schriftstellerinnen-Karriere damit, zuerst Jugendbücher aus dem Bereich Fantasy zu schreiben. Science-Fiction war ihr zu euro- bzw. amerozentrisch geprägt, die Geschichten steckten ihrer Meinung nach voller Fremdenfeindlichkeit und Kolonialisierung. Irgendwann fasste sie den Entschluss: Das wollte sie ändern und schrieb Sci-Fi Romane die neue Geschichten erzählen. Ihre Bücher zeigen Science-Fiction aus der afrikanischen Perspektive, mit Schwarzen Hauptprotagonist*innen. So etwa Binti, den Roman der ich gelesen habe.
Die Ausgabe von „Binti“, die ich dir hier vorstelle, ist in Wirklichkeit ein Sammelband von drei Novellen. Darin enthalten sind „Binti – Allein“, „Binti – Heimat“ und „Binti – Nachtmaskerade“. Da sie aber schön aufeinander aufbauen, lassen sie sich gut wie ein großer Roman lesen. Binti ist der Name der Hauptprotagonistin, einer jungen Himba. Sie wird als erste Himba an der renommierten Oomza Universität angenommen, einer der besten Lehranstalten der Galaxis. Diese Chance wahrzunehmen bedeutet allerdings, ihre Familie zu verlassen, ein Schritt, der gegen die Traditionen verstößt. Binti wagt es trotzdem und tritt damit in eine für sie völlig neue Welt ein. Dort muss sie sich nicht nur Menschen mit ganz anderer Kultur stellen, sondern auch neuen, ihr bisher allerhöchstens aus Geschichten bekannten Wesen von anderen Planeten.
Das Abenteuer beginnt dann schon auf dem Hinflug zur Universität. Sie gerät zwischen die Fronten eines Krieges, der schon lange zwischen den Medusen und den Khoush herrscht. Um diesen Konflikt zu lösen, muss sie sich auf die Geheimnisse ihrer eignen Kultur besinnen und altes Wissen von unterschiedlichen Völkern und Planeten nutzen. Vor allem aber muss sie selbst überleben.

Fazit:
Ich habe Binti sehr genossen. Ich mochte diesen Blick auf das Thema Sci-Fi sehr, vor allem in der Verbindung mit afrikanischer Mythologie. Nnedi Okorafor spricht dabei im unterschwellig auch Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und post-koloniale Kritik an. (Es werden zum Beispiel die Khoush erwähnt. Das sind Menschen auf die Binti am Abflughafen der Erde trifft und die sie anstarren, ungefragt ihre Haare anfassen und ihr auch sonst das Gefühl geben eine Außenseiterin zu sein. Kommt mir irgendwie bekannt vor.) Schön fand ich auch die Fantasie der Autorin in Bezug auf die Darstellung der unterschiedlichen Wesen, die uns im Buch begegnen. So sind die Bewohner*innen anderer Planeten längst nicht alle humanoid oder daran angelehnt, sondern werden in den unterschiedlichsten Formen dargestellt, alle mit ganz eigenen Methoden der Fortbewegung und Kommunikation. Etwas schade fand ich es hingegen, dass (Achtung: kleiner Spoiler) sehr viel des Plots auf der Erde spielt. Hier hätte ich mir mehr Handlungsorte auf anderen Planeten oder im Weltall gewünscht.
Alles in allem lässt sich „Binti“ sehr gut lesen und ist definitiv eine Empfehlung für Menschen die sich zum ersten Mal an Sci-Fi rantrauen, vor allem wenn diese mit dem Bereich Fantasy schon vertraut sind. Aber auch Leser*innen die schon einiges aus dem Genre gelesen haben kann ich „Binti“ empfehlen, einfach um mal einen neuen Blick auf das Thema Science-Fiction zu erhalten. Ich habe definitiv Lust darauf bekommen, einiges mehr aus diesem Genrebereich zu lesen.

Kurzinfo zu „Binti“ von Nnedi Okorafor
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2018 (diese Ausgabe)
Seitenzahl: 400 Seiten
Viel Spaß beim Lesen,
Deine
