Das ist eine Gastrezension von Hanne Winter. Mehr zu Hanne erfährst du am Ende des Beitrags.
Es hat ein wenig gedauert bis ich die neue Netflix-Serie Shadow & Bone geguckt habe – nur um dann innerhalb einer Woche die drei Bücher rund um Alina Starkov zu lesen (Goldene Flammen, Eisige Wellen, Lodernde Schwingen) und die erste Staffel der Serie zu schauen.
Im Anschluss habe ich das Lied der Krähen gelesen, welches den ersten Teil einer Dilogie darstellt. Während die ersten Bücher um Alina Starkov nur aus ihrer Perspektive erzählt werden und in die Welt der Grisha einführen, spielt dieses Buch in einem anderen Teil des Grishaverse, zwei Jahre nach dem letzten Roman (Lodernde Schwingen) und die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es ist keine Fortsetzung der anderen Romane, aber um die Hintergründe und Anspielungen zu verstehen, ist es sinnvoll, die Geschichte von Alina Starkov zu kennen.
Grisha? Grishaverse?
Grisha sind Menschen, die die Fähigkeit besitzen, Bestandteile ihrer Umgebung zu beeinflussen. So können beispielsweise Inferni brennbare Materie so konzentrieren und entzünden, dass sie Feuer „entstehen lassen“ können, Korporalki Einfluss auf den menschlichen Körper ausüben oder Materialki besondere Dinge herstellen können.
Das Grishaverse ist demzufolge die Welt, in der die Erzählungen von Leigh Bardugo stattfinden.
Die Geschichte folgt den sechs Krähen, ein Zusammenschluss höchst unterschiedlicher junger Menschen, die sich aus verschiedenen Motiven, Hintergründen und Interessen auf eine unmögliche Herausforderung einlassen und dabei mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden. Dabei spielen auch Traumata, Verlust und Verrat eine Rolle. LGBT+ Themen werden auf ganz natürliche Weise eingebunden.

Ich habe Das Lied der Krähen im Vergleich zu den Bänden um Alina Starkov als düsterer und ernster, aber auch packender und tiefgründiger, erlebt. Die Perspektivwechsel beleben die Geschichte. Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen. Da eine heist (zu dt. Raub, eher wie eine Jagd wie bei Ocean‘s Eleven/Twelve/Eight oder in Brooklyn 99) beschrieben wird, ist es sehr leicht dabei zu bleiben und mitzufiebern.
Es gibt einige Überraschungen und Wendungen im Verlaufe der Geschichte. Wenn man die Krähen schon aus der Serie kennt (und lieben gelernt hat), kann man sich sehr darüber freuen zu erfahren, wie nah die Serie an manchen Geschichten der Charaktere drangeblieben ist, aber auch was man alles noch über die Personen kennenlernt und aus der Serie nicht kennt. Auch für Leute, die die Serie (noch) nicht kennen ist es ein sehr schöner, empfehlenswerter (Fantasy-)Roman, in dem nicht Magie und Übernatürliches im Mittelpunkt stehen, sondern insbesondere Zusammenhalt, Liebe, Trauer, aussichtslose Pläne, zwischenmenschliche Interaktion, Verlust und Verrat.
Peu à peu die Charaktere und ihre Vergangenheit kennen zu lernen hat mir viel Freude bereitet und nun bin ich ganz gespannt auf die Fortsetzung (Das Gold der Krähen).
Kurzinfo zu „Das Lied der Krähen“ von Leigh Bardugo
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2017
Seitenzahl: 585 Seiten


Info zu unserer Gastautorin Hanne Winter (sie/ihre)
Hanne Winter ist gebürtige Berlinerin und seit 3 Jahren Studentin in Halle. Lesen und Reisen sind zwei ihrer größten Leidenschaften. Leider kann sie nicht so schnell lesen, wie sie sich für neue Bücher begeistern kann – was dazu führt, dass sich in ihrem Zimmer immer mehr Bücher stapeln. Zum ihrem Glück hat sie dann auch mal wieder Phasen, in denen sie in einer Woche ein paar mehr Bücher liest. Wenn sie ein Buch nachhaltig beeindruckt oder berührt, liebt sie es, diese Eindrücke mit Freund*innen zu teilen.